Gefährdete Freiheit. Über Hannah Arendt und Simone de Beauvoir 

von Barbara Holland-Cunz

Budrich-Verlag 2012

 

Die zwei bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts in ihren Positionen zum gegenwärtig stark diskutierten Begriff der „Freiheit“ zu vergleichen – das ist ein anspruchsvolles und lobenswertes Anliegen der Autorin. Und es gelingt ihr ausgesprochen gut, die gedanklichen und sprachlichen Eigenheiten von Arendt und Beauvoir zu einem ehr knapp gehaltenen, und vielleicht gerade deshalb bereichernd lesbaren Text zu verbinden.

"Sie kannten sich nicht gut und mochten sich offenbar nicht besonders"  - diese am Beginn des Buches zu findende These von Barbara Holland-Cunz umreißt zugleich die Herausforderung: hinter diesen eher emotionalen Trennlienen das dennoch gemeinsame theoretisch-geistige Anliegen beider Frauen sichtbar zu machen. Im ersten Teil des Buches rekapituliert sie Arendts Konzept einer zerbrechlichen Freiheit und Beauvoirs Standpunkt einer beängstigenden Freiheit und zeigt die für beide relevanten Hintergründe und Impulse ihrer Konzeptionen auf.

Im weiteren Verlauf werden dann konkrete Verbindungslinien herausgearbeitet, so unter anderem beider schwieriges und kritisches, mitunter abwertendes Verhältnis gegenüber der Natur und Körperlichkeit des Menschen.

Holland-Cruz bleibt bei diesen eher zeitbedingten Positionen beider jedoch nicht stehen, sondern sucht und findet tiefere Haltungen beider, in denen universelle  Natur und menschliche Freiheit sich nicht ausschließen, sondern ergänzen. So zitiert sie aus Beauvoirs früher Schrift  „Für eine Moral der Doppelsinnigkeit“ den wundervollen Satz:

„Trotz der schwindelerregenden Größe der uns umgebenden Welt … bleibt die Tatsache bestehen, dass wir heute und immerdar frei sind, wenn wir uns dafür entscheiden, unser Dasein in seiner auf das Unendlich hin offenen Endlichkeit zu wollen. Jeder Mensch, der einmal wirklich geliebt hat, weiß ganz genau, dass man, um seiner Ziele sicher zu sein, keiner Garantie von außen bedarf.“

Abschließend findet das Buch auch starke gemeinsame Nenner beider Denkerinnen: zum einen im eng mit der Freiheit verwobenen Glücksbegriff beider, zum anderen im bei beiden diskutierten Zusammenspiel von Heroismus und Realismus. 

 

 

„Schiller Erinnerungen“ von Gisela Seidel

Engelsdorfer Verlag,  Schongauerstraße 25, 04329 Leipzig; 

www. Engelsdorfer-verlag.de

E-Mail:  info@engelsdorfer-verlag.de

Copyrigth 2009

Rezension: Wolfgang Giese

Was bzw. wer wiegt uns in der literarischen, philosophischen Geschichte der Liebe denn Schriftstellern der Aufklärung mehr? „Die Leiden des jungen Werter“ von Goethe, der „Lobgesang auf die Liebe“ von Wieland, die „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ von Herder oder die  „Kabale und Liebe“ von Schiller? Trotz aller Widrichkeiten des alltäglichen Lebens der damaligen Zeit finden sie alle ob im „Faust“ oder in der „Der Ode an die Freude“ Ihr Glück in Ihrer Seele und im Zusammenleben mit anderen Menschen. Und wer, als eine Frau, hier Giesela Seidel in „Schiller Erinnerungen“, kann dieses Lebensgefühl auf so einfach klare und zugleich einfühlsame Weise aufzeigen. Anhand der überlieferten Manuskripte, Briefe, finanziellen Unterlagen und insbesondere Schillers Werken zeigt sie das Leben von Schiller in einem zutiefst emotionalen in der Ich Form aufgezeigten Lebensweges Schillers. Beim Lesen dieser Tagebuchartigen Erinnerungen ist es spürbar, mehr noch er fühlbar, welche Tiefen und Höhen Schiller in seinem alltäglichen, geistigen und seelischem Leben erfahren durfte, was ihn letztendlich sowohl im Äußerem wie auch im Inneren zu einem der Großen des Vierergestirnes von Weimar erhoben hat. Gisela Seidels mehr als beschreibende, vielmehr im Augenblick zeichnerisch gemalte Wortwahl und Erzählkunst ermöglicht dem Leser, mit dieser zutiefst einfachen menschlich ausgesprochenen Autobiographie, das Werden, Wachsen und Leben von Schiller mit einem weinendem und einem lachendem Auge, in aller Fülle, neu mit zu ergründen und zu erleben.

 

 

Gerald Hüther: Die Freiheit ist ein Kind der Liebe.

Maik Hosang: Die Liebe ist ein Kind der Freiheit.

Kreuz Verlag, in der Verlag Herder GmbH, 2012

 

Dieses Buch ist viel mehr als der Versuch, eine Frage, welche die Menschen seit Urgedenken bewegt, zu beantworten; Was ist wichtiger, die Freiheit oder die Liebe, die Liebe oder die Freiheit? Ein Philosoph und ein Wissenschaftler sind dabei, sich jeweils von Ihrem Standpunkt aus, in der Beantwortung dieser Fragen einander zu nähren. Und das nicht nur in der Art der unkonventionellen Ausführung des Buches, des Anfanges der Schrift- bzw.  der Lesform. Auch gerade wie sich beide, als Philosoph und Wissenschaftler zu einer gemeinsamen Erkenntnis hinarbeiten. Der Erkenntnis, dass wir trotz aller erdenklichen von der Natur bestehenden und vom Menschen manifestierten Wiedrichkeiten letztendlich zu einer Harmonie, zu einem wohlklingenden Schwingen im Inneren (körperlichen und geistigen) und im Äußeren (materiellen und spirituellen) streben. Der Philosoph und der Wissenschaftler zeichnen einen fundierten eigenen und doch zutiefst verbundenen Weg, sich im Denken und Handeln und dem sich daraus erlebten Fühlen, Schmetterlinge in unserem Bauch und in unserer Seele fliegen zu lassen, und damit einen neuen natürlichen, menschlichen Weg voller Begeisterung, für sich selbst und für das Leben zu finden, und zu gehen.

Rezensiert von Wolfgang Giese